Sich auf das Wetter einstellen - Mit Transporter & Lkw

Direkte (triviale) und biotrope Wettereinflüsse führen nicht zwangsläufig zu Unfällen. Vielmehr ist es stets der Mensch, der sich – sei es am Steuer eines Transporters oder eines „großen“ Lkw – mehr oder weniger gut auf die Witterung einstellt. Auch wenn es banal klingt: Durch angepasste Geschwindigkeit, durch vergrößerten Abstand sowie durch erhöhte Aufmerksamkeit lassen sich auch widrige Witterungsbedingungen meistern. Hinzu kommen eine entsprechende Vorbereitung des Fahrzeugs sowie die gründliche Wartung und Kontrolle seiner Betriebs- und Verkehrssicherheit. Zur Abfahrtkontrolle, die im Übrigen auch durch die Unfallverhütungsvorschrift „Fahrzeuge“ vorgeschrieben ist, gehören unter anderem die Kontrolle des Reifenprofils und des Luftdrucks, die Funktion der Beleuchtungs- und Signaleinrichtungen, der Scheibenwischer und der Scheibenwaschanlage.

Bei großer Hitze sollte die Kontrolle der Reifen bei der Abfahrkontrolle besonders sorgfältig erfolgen. Bei hochsommerlichen Temperaturen kann sich der Asphalt auf über 60 Grad Celsius aufheizen. Bei zu niedrigem Reifendruck oder bereits vorhandenen Vorschädigungen kommt es in Verbindung mit großer Hitze gerade bei Lkw häufig zu Reifenschäden bis hin zum platzenden Reifen. Eine gut funktionierende Klimaanlage ist eine wichtige Voraussetzung für die Erhaltung der Leistungsfähigkeit des Fahrers bzw. der Fahrerin.

Risikofaktor: Müdigkeit Sie sollte jedoch nicht zu kühl eingestellt werden, da die Wärmeproduktion den Organismus ebenfalls belastet. Empfohlen werden 21 - 23 Grad Celsius. Bei extrem hohen Außentemperaturen kann jedoch auch eine etwas höhere Temperatur sinnvoll sein, damit der Temperaturunterschied zwischen draußen und drinnen nicht zu groß wird. Die Lüftungsdüsen sollen nicht direkt auf den Körper gerichtet werden, um Zugluft und trockene Augen zu vermeiden. Möglichst sollte beim Parken das Fahrzeug im Schatten abgestellt werden. Ist das nicht möglich, hilft es, Armaturenbrett und Lenkrad mit hellen Tüchern abzudecken. Vor dem Losfahren öffnet man Türen und Fenster, damit die aufgeheizte Luft aus dem Fahrzeug entweichen kann. Ansonsten wirkt die Klimaanlage am besten bei geschlossenen Fenstern. Eine Kühlbox sorgt bei längeren Fahrten für einen Getränkevorrat. Wegen der Beeinträchtigung der Konzentration und der Lüftungsgeräusche sollte man die Verkehrsumgebung besonders aufmerksam beobachten und zurückhaltend fahren. Bei dieser Wetterlage muss man ganz besonders damit rechnen, dass andere wegen der Hitze ungeduldig sind und Fehler machen.

Bei Regen wird die Sicht erheblich beeinträchtigt. Zusätzliche Gefahren entstehen durch aufgewirbelte Gischt, z.B. durch andere Lkw sowie durch Reflexionen, die durch Sonneneinstrahlung entstehen können.

Risikofaktor: Regen Die Fahrgeschwindigkeit muss unbedingt den Sichtverhältnissen sowie den Fahrbahnbedingungen angepasst werden. Dies gilt insbesondere für schnelle Transporter. Bei durchgängigem Wasserfilm auf der Fahrbahn droht zumindest bei leichten Fahrzeugen Aquaplaning, ein Absenken der Geschwindigkeit ist daher ratsam. Bei vorhandenen Spurrillen sollte man bei Nässe versetzt zu den Rillen fahren. Insbesondere im Stadtverkehr sollte man verstärkt auf zu Fuß gehende und Rad fahrende Personen achten, da deren Sicht durch Regen oder mitgeführte Schirme ebenfalls eingeschränkt ist. Vor allem beim Abbiegen sollte daher besonderes Augenmerk auf eventuell vorhandene zu Fuß Gehende und Rad Fahrende gerichtet werden, ebenso an Fußgängerüberwegen und anderen Querungshilfen.

Seitenwind tritt häufig in Waldschneisen und auf Brücken auf, ebenso beim Überholen anderer Lkw und nach Unterführungen. Er macht sich bei hohen Transportern sowie bei mittelschweren Lkw bis 12 Tonnen zGM besonders stark bemerkbar. Im unbeladenen Zustand oder mit leichter Ladung (z.B. Styropor) ist die Wirkung des Seitenwinds noch stärker. Auch hier ist die Fahrgeschwindigkeit von großer Bedeutung: Je schneller man unterwegs ist, umso stärker wird das Fahrzeug seitlich versetzt, wenn es von einer Böe getroffen wird. Bei Fahrversuchen wurde ermittelt, dass unbeladene mittelschwere Lkw bereits bei Windgeschwindigkeiten von 56 km/h vom Fahrer teilweise nicht mehr in der Spur zu halten waren. Seitenwindassistenten, die allerdings bisher noch nicht sehr verbreitet sind, könnten hier unterstützend wirken. Darüber hinaus besteht bei Seitenwind für Lkw Kippgefahr: Unter Umständen kann bereits bei Windstärke 7 ein mittelschwerer Gliederzug in voller Fahrt durch die Einwirkung von Seitenwind umkippen. Züge mit Starrdeichselanhängern sind hier besonders gefährdet. Treten sehr hohe Windgeschwindigkeiten auf, hilft dann nur noch das Ansteuern des nächsten Rastplatzes. Bei winterlichen Fahrbahnbedingungen mit stark eingeschränkter Fahrbahnhaftung kann es bei Lkw auch zum seitlichen Wegdriften durch Seitenwind kommen.

Nebel entsteht durch Kondensation von Feuchtigkeit, die in Kontakt mit kalten Luftschichten gerät. Nebel beeinträchtigt die Sicht, sodass man den Fahrbahnverlauf, andere Fahrzeuge oder Fußgänger erst spät erkennt. Zusätzlich führt Nebel zu Wahrnehmungstäuschungen: Gegenstände und andere Fahrzeuge scheinen weiter entfernt, als sie tatsächlich sind. Bei Nebel muss daher mehr Abstand zum vorausfahrenden Fahrzeug eingehalten werden, zumal oft auch die Fahrbahn nass sein kann. Licht und gegebenenfalls Nebelscheinwerfer müssen rechtzeitig eingeschaltet werden.

Risikofaktor: Nebel Der Scheibenwischer hilft, den Niederschlag auf der Frontscheibe zu entfernen. Wenn die Frontscheibe auch von innen gereinigt wurde, gibt es weniger störende Lichtreflexe. Unter Umständen kann es sinnvoll sein, das Radio auszuschalten, damit auch der Hörsinn vollständig auf den Verkehr gerichtet werden kann. Bei schlechter Sicht gilt: Sichtweite in Metern = maximale Geschwindigkeit. Sinkt die Sichtweite beispielsweise auf 50 m, darf auch nur mit maximal 50 km/h gefahren werden. Die Nebelschlussleuchte darf nur bei Sichtweiten unter 50 m eingeschaltet werden. Wird die Sicht besser, muss sie wieder ausgeschaltet werden, damit Nachfolgende nicht geblendet werden.

Schnee beeinträchtigt den Kontakt zwischen Fahrbahn und Reifen erheblich. Zwar verhindert ABS auch auf einer Schneedecke ein Blockieren der Räder. Der Bremsweg kann sich auf schneebedeckter Fahrbahn auf das Vierfache oder mehr verlängern. Je nach Situation kann das Fahrzeug trotz ESP über- oder untersteuern und ausbrechen.

Vor allem an Steigungen haben Lkw häufig Traktionsprobleme. Hier macht sich auch der Beladungszustand des Fahrzeugs bemerkbar. Es muss daher bei diesen Witterungsbedingungen besonders darauf geachtet werden, dass die Antriebsachse genügend Belastung aufweist. Bei winterlichen Fahrbahnbedingungen sind Winterreifen für Lkw bis 3,5 t zGM an allen Achsen Pflicht, bei Lkw über 3,5 t zGM muss mindestens die Antriebsachse mit Winterreifen ausgestattet sein. Das Profil sollte mindestens 4 mm, besser mehr betragen. In einigen Nachbarländern gelten für die Mindestprofiltiefe von Winterreifen besondere Vorschriften. Bei Fahrten ins Ausland sollte man sich rechtzeitig darüber informieren. Vor Fahrtantritt müssen alle Scheiben am Fahrzeug von Eis und Schnee befreit und die lichttechnischen Einrichtungen gesäubert werden. Es muss auch sichergestellt werden, dass auf dem Fahrzeugdach keine Schnee- oder Eisplatten vorhanden sind, die sich während der Fahrt lösen und schwere Unfalle verursachen können. Entfernt die fahrzeugführende Person Schnee, Eisteile oder sonstige Fremdgegenstände nicht vom Dach, so haftet sie bei einem dadurch verursachten Unfall.

Risikofaktor: Eis Es empfiehlt sich, das Fahrzeug möglichst an einem überdachten Parkplatz abzustellen. Spezielle Gerüste bieten eine gute Möglichkeit zum Entfernen von Schnee und Eis vom Fahrzeugdach. Bei Fahrzeugen mit Planenaufbau kann das Entfernen auch von innen mithilfe einer Stecklatte, eines Besenstiels oder eines anderen geeigneten Hilfsmittel geschehen.

Bei Eis auf der Fahrbahn kann das Fahrzeug schlagartig unbeherrschbar werden. Die Geschwindigkeit muss bei solchen Fahrbahnverhältnissen unbedingt stark herabgesetzt werden. Nach Möglichkeit sollte stets sanft beschleunigt und gebremst werden. Hektik und Ungeduld helfen nicht weiter, sie verschlimmern eher die Situation. Gut, wenn als Winterhilfsmittel Schaufel und Streumaterial an Bord sind. Beim Aufziehen von Schneeketten darf die Eigensicherung nicht versäumt werden. Unter Umständen kann es sinnvoll sein, das Fahrzeug stehenzulassen und – wenn möglich – abzuwarten, bis die Straßenverhältnisse eine Weiterfahrt zulassen.

Literatur:
Unfälle durch Seitenwind: Achtung, 12-Tonner fällt! (02.03.2017)
www.spiegel.de/auto/aktuell/lkw-unfaelle-durch-seitenwind-achtung-zwoelf-tonner-faellt-a-1137013.html

Unfallforschung der Versicherer (UDV): Leicht-Lkw-Kombinationen: Gefahr durch Seitenwind (12.07.2016)
https://udv.de/de/publikationen/praesentationen/leicht-lkw-kombinationen-unfallgefahr-durch-seitenwind

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